Take it easy
Wer sich in den vergangenen Jahren dachte, dass der vegane Fleischverzicht das Ende einer neuen Entwicklung im Ernährungsverhalten der westlichen Welt war, hat sich getäuscht. Wie wir heute wissen, war Vegan vielmehr erst der Beginn einer deutlich größeren Veränderung im Umgang mit Lebensmittel und Getränken. Das sogenannte „mindful eating and drinking“ hat den Alltag fest im Griff, ein neues Bewusstsein, eine neue Nüchternheit wird für viele zum selbstbestimmten Lebensstil. Entwicklungen wie „Dry January“ oder „Sober October“, wo ein ganzes Monat lang alkoholfrei und oft vegan gelebt wird, sind Ausdruck der Tatsache, dass das „cool sober living“, also der bewusste alkoholfreie Genuss, immer mehr Konsument:innen überzeugen kann.
Treiber dieser Entwicklungen sind die jungen Generationen Y und Z. Satte 77 Prozent der „non-alcoholic wine drinkers“ sind jünger als 40 Jahre, wie die aktuellen „Consumer Insights“ von Statista in Deutschland zeigen. Sie drängen als neue Konsument:innen auf den Markt und übernehmen auch in Sachen Weinkonsum das Kommando. Dabei stellen sie an ihre Getränkeauswahl völlig andere Bedingungen, als es Generationen vor ihnen gemacht haben. Klassischen Wein zu trinken ist plötzlich nicht mehr „cool“, mit Weinkenntnissen kann man nicht „flexen“, die weinverliebte Elterngeneration wirkt dort und da oft „lost“ - zumindest aus der Sicht der Gen Z. Die Ys und Zler genießen völlig anders, leichter, flexibler, einfacher, bewusster, zu anderen Tageszeiten und dadurch immer öfter leichter bis alkoholfrei. Sie haben in ihrer Ernährung bereits kennengelernt, dass nichts verboten ist.
Tabus waren gestern
Heute ist technologisch scheinbar alles möglich. Fleisch tierischen Ursprungs wird durch Erbsenprotein ersetzt, Milch durch Haferdrinks, Joghurt durch Soja, Fisch durch Pilzextrudate. Das Filet kommt aus dem 3D-Drucker, das passende Getränk dazu aus der Vakuumdestillation. Dabei ist nichts verboten, „verrückte Dinge“ sind erlaubt, sehr gerne auch ohne Alkohol. Spaßige, kreative, lustige, leichte, oft auch sonderbare Getränke sind im Entstehen, die Vielfalt lebt, von Einheitsgeschmack ist keine Rede. Wollen wir daran partizipieren, müssen wir uns diesen Märkten öffnen. Und vor allem auch die Hand darüber halten, was an Qualitäten auf dem Markt kommt. Hier ist in Sachen Verkehrsfähigkeit, Sensorik, qualitativer Ansprüche und anderer lebensmittelrechtlicher Aufgaben wie Kennzeichnungen und Auslobungen noch viel zu tun. Jetzt gilt es mehr denn je, den Weinmarkt neu zu denken. Unser langjähriges Wissen hilft uns dazu enorm.